Führender Anbieter von Yachtversicherungen kritisiert Reform des Sportbootführerscheinwesens

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Neben den führenden Wassersportverbänden, dem DOSB, dem Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt wendet sich auch Europa führender Anbieter von Yachtversicherungen, die Firma Pantaenius, in einer Stellungnahme gegen die geplante Reform des Führerscheinwesens.
Der aktuelle amtliche Sportbootführerschein ist kein Garant für eine unfallfreie Seefahrt, gewährleistet aber, dass Prüfungen unabhängig durchgeführt werden und hohe Ausbildungsstandards eingehalten und weiterentwickelt werden. (Foto: Pantaenius)

Als führender international tätiger Versicherungsanbieter für Boots- und Yacht-Eignerinnen und -Eigner steht die Pantaenius GmbH seit Jahrzehnten für Sicherheit, Kompetenz und Verantwortung auf dem Wasser. Über 100.000 Kunden weltweit - davon mehr als 50.000 in Deutschland - vertrauen auf die Expertise von Pantaenius.

Auf Grundlage von jährlich rund 4.000 bearbeiteten Schadenfällen allein im deutschen Sportbootsektor verfügt Pantaenius über fundierte Erkenntnisse zu Unfallursachen, Schadendynamiken und Risikofaktoren im Bereich der privaten Sportschifffahrt. Diese Erkenntnisse bringt Pantaenius seit vielen Jahren in die Kooperation mit den Verbänden Deutscher Segler-Verband (DSV) und Deutscher Motoryachtverband (DMYV) ein, um die Ausbildungsinhalte für Skipperinnen und Skipper sicherheitsorientiert weiterzuentwickeln.

In der Stellungnahme von Pantaenius an das Bundesministerium für Verkehr heißt es weiter:

Bedeutung einheitlicher Ausbildungsstandards

Die bestehende Struktur des amtlichen Führerscheinwesens gewährleistet durch staatliche Aufsicht und verbindliche Prüfungsstandards ein einheitliches Sicherheitsniveau. Diese Einheitlichkeit ist die Grundlage für eine Ausbildung, die Theorie, Praxis und Sicherheitsbewusstsein in einen nachvollziehbaren und überprüfbaren Rahmen stellt.

Eine Auflösung der amtlichen Führerscheine zugunsten einer Vielzahl sogenannter „Verbandsscheine" würde diesen Rahmen zersplittern. Eine solche Fragmentierung erschwert nicht nur die Qualitätssicherung, sondern gefährdet auch die erfolgreiche Kooperation zwischen Pantaenius, DSV und DMYV.

Unsere Zusammenarbeit mit den Verbänden beruht auf einem kontinuierlichen Austausch realer Schadenerkenntnisse und der Herleitung von Unfallursachen, die gezielt in die Ausbildung integriert werden. In einem nicht mehr einheitlich strukturierten Ausbildungssystem ließe sich diese Rückkopplung zwischen Praxis und Ausbildung nicht mehr gewährleisten. Die Folge wäre ein deutlicher Qualitätsverlust, der mittel- und langfristig auch die Sicherheit auf dem Wasser beeinträchtigen dürfte.

Wandel der Zielgruppe - gestiegene Anforderungen an Ausbildung

Vor rund 20 Jahren war der Erwerb eines Bootsführerscheins häufig in Familien mit seemannschaftlicher Tradition verankert. Heute zieht der Wassersport ein deutlich breiteres und heterogeneres Publikum an, das vielfach ohne Vorerfahrung in die Materie einsteigt.

Gerade deshalb sind einheitliche, staatlich beaufsichtigte Ausbildungsstandards unverzichtbar. Sie schaffen die notwendige Verlässlichkeit, um die heute deutlich diversere Zielgruppe sicher und verantwortungsbewusst an den Wassersport heranzuführen.

Risiken der geplanten Reform

Die geplante Reform birgt nach Einschätzung von Pantaenius erhebliche Risiken:

Uneinheitliche Ausbildungsqualität: Unterschiedliche Prüfungsstandards mehrerer Verbände führen zwangsläufig zu variierenden Ausbildungsniveaus.

Erschwerte Risikoabschätzung: Für Versicherer wird die Einschätzung von Befähigung und Risikoprofil der Schiffsführer:innen erheblich komplexer, was faire und sachgerechte Prämiengestaltung erschwert.

Gefahr von Qualitätswettbewerben: Ein Wettbewerb um möglichst „attraktive" Prüfungsbedingungen könnte zu einem Absenken der Anforderungen und zu Gefälligkeitsprüfungen führen.

Rechts- und Haftungsunsicherheit: Im Schadenfall stellt sich die Frage, welche Qualifikation als ausreichender Befähigungsnachweis gilt und welche Scheine international anerkannt werden. Uneinheitliche Standards erschweren die Schadenregulierung - zum Nachteil der Versicherten.

Aktuelle Unfälle, zum Teil mit Todesfolge, belegen nicht das Versagen des bestehenden Systems, sondern zeigen, wie gefährlich der Wassersport ohne solide Kenntnisse wäre. Der amtliche Führerschein ist kein Garant für Unversehrtheit - aber er ist die einzige verlässliche Hürde, die Unkenntnis und Leichtsinn begrenzt.

Reform ja - aber mit Augenmaß

Pantaenius befürwortet ausdrücklich eine Modernisierung und Entbürokratisierung des Führerscheinwesens, sofern sie Sicherheit und Rechtssicherheit nicht schwächt.

Eine Reform sollte auf belastbaren Evaluierungen, praxisnahen Erkenntnissen aus der Schadenbearbeitung sowie einer engen Abstimmung mit den beliehenen Verbänden und der Versicherungswirtschaft basieren. Sie darf nicht zu Lasten bewährter Strukturen, der Ausbildungsqualität oder der Verkehrssicherheit auf Binnen- und Seeschifffahrtsstraßen gehen. Für die Annahme, dass diese Qualität durch die Reform unangetastet bliebe, liefert der aktuelle Entwurf entgegen seiner Darstellung keine überzeugenden Belege.

www.pantaenius.com


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