Schulung der Geschäftsstelle – Spannender Lehrgang zur Berufs- und Sportschifffahrt

Verband & Szene
Gruppenbild mit Kapitän. Die Crew der DMYV-Geschäftsstelle mit Lehrgangsleiter und Schiffsführer Holger Wetzel
Holger Wetzel erklärte in Theorie und praktischen Beispielen, was es in der Berufsschifffahrt im Gegensatz zur Sportschifffahrt zu beachten gilt.
Beim Thema Seenotsignalmittel durften sich dann die Lehrgansteilnehmer*innen einmal ausprobieren

Die Sportschifffahrt und Berufsschifffahrt im Binnen-, See- und Hochseebereich sind komplexe Themenfelder, über die es selbst für die erfahrenen Mitarbeiter*innen der DMYV-Geschäftsstelle immer noch viel zu lernen gibt. Im Rahmen einer eintägigen Fortbildung der hauptamtlichen Mitarbeiter*innen aus sämtlichen Fachabtteilungen konnte der Leiter des PZ Bremen / Hamburg, Holger Wetzel, viele Aspekte in einem interessanten, praxisnahen und unterhaltsamen Lehrgang näherbringen.

Zum Lehrgang in Sachen Sport- und Berufsschifffahrt lud der erfahrene Prüfer, Ausbilder und Schiffsführer am 19. April die Crew der Geschäftsstelle auf sein Schulschiff „Kapitän Kruse“ nach Bremen ein.

Dort empfing er die Mitarbeiter*innen standesgemäß in Kapitänsuniform und machte die Passagiere mit dem Schiff vertraut. Die heutige „Kapitän Kruse“ hat eine bewegte Geschichte hinter sich, wurde 1927 im bayerischen Erlenbach vom Stapel gelassen und war jahrzehntelang als sogenanntes Bereisungsschiff der WSA Würzburg unter dem Namen „Spessart“ unterwegs.

Auch hier wurde es über Jahrzehnte hinweg für Schulungszwecke genutzt, wurde mehrfach umgebaut, musste im Jahr 1956 sogar nach einem Untergang vom Grund geborgen werden und dient seit 2020 als Ausbildungsschiff für verschiedene seemännische Berufe.  
Lehrgangsleiter Holger Wetzel, der neben den Befähigungsnachweisen der Sportschifffahrt auch einige Befähigungsnachweise der gewerblichen Schifffahrt hält, konnte aus seinem immensen Wissens- und Erfahrungsschatz berichten. Dabei stellte er so manche Eigenheit der See- und Binnenreviere, der verschiedenen Berufe der gewerblichen Schifffahrt sowie der wesentlichen Unterschiede der verpflichtenden Ausrüstung zwischen gewerblicher Schifffahrt und Freizeitschifffahrt dar, um einige zentralen Aspekte des Lehrgangs zu nennen. 

In einprägsamen Beispielen machte er deutlich, was sich in der Praxis häufig hinter trockener Theorie und undurchsichtigen Verordnungen verbirgt. So ermöglicht beispielsweise die Kreisgewässerverordnung auf dem Hannoveraner Maschsee das Führen der Fahrgastschiffe bereits mit dem Besitz des Sportbootführerscheins. Ein weiteres Beispiel bildete die Umrechnung der 6 Knoten Geschwindigkeit eines Sportbootes in die Zeit, die Schiffbrüchige in den verschiedenen Seegebieten auf Hilfe warten müssen.

So muss innerhalb der 3-Meilen-Zone des SBF-See ein in Not geratenes Boot mindestens 30 Minuten überleben, bis Hilfe eintreffen kann. Im Transatlantik (im Bereich des SHS) muss ein Skipper hingegen vielleicht 3 Wochen ausharren können, bis Hilfe per Schiff eintrifft.

Um die abwechslungsreichen, theoretischen Inhalte mit Praxis aufzulockern, stach die „Kapitän Kruse“ schließlich in See und führte die Teilnehmer*innen vom Bremer Hafen entlang der Weser, wobei auch die Mitarbeiter*innen der Geschäftsstelle unter Aufsicht des Schiffsführers selbst einmal Hand ans Steuer des 25 m langen Schulschiffes legen durften. Besonders interessant war der Übergang von der Seeschifffahrtsstraße zur Binnenschifffahrtsstraße mit dem Besuch der Station des LMB Bremen.

Wieder sicher am Hafen angelegt und nach einem gemeinsamen Mittagessen an Bord ging Holger Wetzel auf die unterschiedlichen Seenotsignalmittel ein. Als Ausbilder und Prüfer für den Sach- und Fachkundenachweis für Seenotsignalmittel ließ er es sich nicht nehmen, die Teilnehmenden einmal selbst praktische Erfahrungen mit unterschiedlichen Signalmitteln sammeln zu lassen. 

Nach dem fachgerechten Abfeuern von Signalfackeln und Rauchsignalen einzelner Lehrgangsteilnehmer*innen am Steg gab Holger Wetzel abschließend in seiner Funktion als Sachverständiger für Waffen- und Sprengstoff des Landes Bremen einen Einblick in seine Sammlung teils historischer Signalpistolen unterschiedlicher Kaliber. Von der Seenotsignalpistole, die heute zur Grundausrüstung eines gewerblichen Schiffes gehört, bis hin zur Signalwaffe aus dem Ersten Weltkrieg kam so manch imposantes und skurriles Stück zum Vorschein.

Nach einem lehrreichen wie unterhaltsamen Fortbildungstag waren die Köpfe nicht nur mit neuem Wissen gefüllt, sondern alle Mitarbeiter*innen des Deutschen Motoryachtverbandes zufrieden, den Weg nach Bremen gemacht zu haben. Manch eindrucksvoll vermittelter Inhalt dieses Lehrgangs wird zukünftig in den Arbeitsalltag der Mitarbeiter*innen der Duisburger Geschäftsstelle einfließen.


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