EU-Life-Projekt Living Lahn – Eine Zwischenbilanz zum Lahnprojekt

Die Themenvielfalt der einbezogenen Interessen ist groß

Das Projekt „Living Lahn“ ist von 2016 bis 2025 und damit über eine Dekade angesetzt. Der Autor hat den Prozess im Namen des DMYV für die motorisierte Schifffahrt begleitet. Mit dem im Februar vorgestellten Zielsystem ist der erste Teil der Erstellung des Lahnkonzeptes erfolgt. Mit diesem Meilenstein wurde mittels einer virtuellen Veranstaltung Halbzeit gefeiert. Dies lohnt einen Blick zurück auf das bisher Erreichte.

Ein solches Projekt, interessenübergreifend für einen Fluss (bzw. den Abschnitt in Bundeshand) ein Zukunftskonzept zu erstellen, ist bislang nicht nur einmalig in Deutschland. Vielmehr wurden mit der durch die Federführung festgelegten Vorgehensweise auch Maßstäbe für vergleichbare zukünftige Projekte gesetzt.
Das federführende WSA Mosel-Saar-Lahn hat stets betont, dass nur ein gemeinsam getragener Kompromiss auf Seiten der Interessenvertreter den maximalen Einfluss auf die politische Entscheidung haben kann. Das Erreichen einer gemeinsam getragenen Lösung wurde konsequent in allen Gesprächen durch das WSA mit dem Beratergremium eingeworben.

Es wurden konsequent die Diskussionen auf Sachebene gehalten und der Aufbau des Verständnisses bei den einzelnen Interessensgruppen auch für die anderen Interessen durch gezielte Aufgabenstellungen optimiert. Zusätzlich hat das WSA auch eine externe, neutrale Moderation zur Unterstützung des gesamten Ansatzes eingebunden.

Begonnen hat die Entwicklung des Lahnkonzeptes mit der Formulierung der Ziele der verschiedenen Interessensgruppen. Zielorientiert sollte hierbei gleich eine mögliche Betroffenheit anderer Gruppen mit betrachtet werden. So wurden neben der Formulierung der eigenen Ziele auch Überlegungen zu negativen und positiven Einflüssen auf andere Interessen abgefragt. Schon beim Einstieg wurden so alle Beteiligten direkt auf eine ganzheitliche Betrachtungsweise hingeführt.

Zu den Zuständigkeiten im weiteren Prozedere: Das WSA als Federführer erarbeitete Vorschläge zu Vorstufen des Zielkonzepts sowie den Entwurf des abschließenden Konzeptes. Das Beratergremium, in das je zwei Vertreter der verschiedenen Interessensgruppen entsendet wurden, hatte die Gelegenheit diese jeweils zu prüfen und zu kommentieren.

Als dritte Instanz fungierten die zuständigen Behörden, die letztendlich die politische Entscheidung zu treffen haben. Vom WSA erstellte und vom Beratergremium kommentierte Berichte kamen nach der Bearbeitung durch die Verwaltung wieder zum Beratergremium zurück und konnten erneut kommentiert werden.
Änderungswünsche seitens des Beratergremiums wurden aufgenommen, für die Fälle, in denen diese nicht übernommen wurden, hat das WSA die Gründe hierfür in entsprechenden Unterlagen plausibel dargelegt. Die Unterlagen sind auf der Internetseite des Projektes unter lila-livinglahn.de umfassend einsehbar.
Mit für LiLa neu entwickelten Auswertemethoden wurden rund 300 anfänglich formulierte Ziele transparent und für alle nachvollziehbar auf 89 Ziele reduziert. Diese sind anschließend gegenübergestellt und besondere Konfliktaspekte herausgearbeitet worden. Einige Ziele wurden nachvollziehbar begründet für die weitere Auswertung ausgeklammert.

In der Folge wurden die Ziele untereinander verglichen und vier besondere Konfliktfelder herausgearbeitet. Zur Konfliktlösung wurde zu Diskussionsrunden geladen, in denen - moderiert - nach gemeinschaftlich getragenen Wegen gesucht wurde.
Den eingebundenen Beteiligten der motorisierten Schifffahrt ist eine möglichst intakte Natur ein großes Anliegen, dies wurde zu Anfang des Verfahrens von uns als ein Ziel formuliert. Dies gilt auch, wenn dies Einschränkungen bedeuten würde - solange die Nutzung durch die motorisierte Schifffahrt nicht grundsätzlich in Frage gestellt wird.

Die Gesprächsführung mittels eines „unabhängigen“ Moderators hat ganz wesentlich zu einer sachorientierten Diskussion beigetragen. Das eine oder andere emotionale Entgleiten wurde immer wieder eingefangen.
Die Federführung durch das Team des WSA hat ebenso mit großem persönlichem Engagement in akribischer Arbeit und neutraler Weise alle relevanten Informationen, soweit erhältlich, zusammengetragen und in Berichten zusammengefasst.

Von den Beteiligten seitens der motorisierten Schifffahrt ist der bisherige Prozess sehr positiv empfunden worden. Es ist allen klar, dass nur eine von allen Interessensgruppen gemeinsam getragene Lösung in der politischen Entscheidung Einfluss nehmen kann. Daran arbeiten wir.

Text: Heiko Leuchs


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