Antifouling im Fokus

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Der Bewuchs des Unterwasserschiffes mit Muscheln, Algen und anderen organischen Anhaftungen - sog Biofouling - ist für die Schifffahrt ein Problem. (Foto: Symbolbild/ https://stock.adobe.com/)

Der Deutsche Motoryachtverband (DMYV) hat im Juni 2025 eine Online-Umfrage unter Bootssportlern zum Thema „Antifouling“ durchgeführt.

Dabei konnten die Teilnehmer einen Multiple-Choice Fragenkatalog online beantworten und auch selbst Anregungen zum Thema geben. Anlass ist eine für September geplante Fachkonferenz zum Thema auf Norderney, bei der auch die Sichtweise und Erwartungshaltung der Sportschifffahrt eingebracht werden soll. 

Hohe Beteiligung aus der Verbandsgemeinschaft
Von gut 1.100 Personen, die die Umfrage aufgerufen haben, haben gut 40 Prozent den Fragebogen vollständig ausgefüllt. Auch wenn die Umfrage nicht repräsentativ ist, liefert sie doch ein aussagekräftiges Stimmungsbild. 

Über 80 Prozent der Teilnehmer sind Mitglied in einem lokalen Bootsclub, über 90 Prozent sind Bootseigner – vorwiegend von Motorbooten, aber auch von Segelbooten
Gut die Hälfte der Teilnehmer befährt ausschließlich Binnengewässer, der Anteil derer, die sich ausschließlich im Bereich See- und Küstengewässer sowie der angrenzenden Flüsse bewegen liegt bei knapp 30 Prozent.

Biofouling als Problem
Die große Mehrheit der Teilnehmer sieht Biofouling – also den Bewuchs des Unterwasserschiffes mit Muscheln, Algen usw. – als ernstes Problem an. Die Meisten sind gut informiert über die Verhältnisse im Heimatrevier und die Auswirkungen von Bewuchs am Rumpf wie schlechtere Fahreigenschaften, höherer Treibstoffverbrauch mit zusätzlichen Kosten und höherer Umweltbelastung.

Verwendung von Antifouling-Anstrichen bevorzugt
Über 80 Prozent nutzen Antifouling-Anstrich-Systeme, die meist in Eigenleistung appliziert werden, um Bewuchs zu verhindern. Kosten, Wirksamkeit und Handhabbarkeit sind wichtigste Kriterien für die Auswahl des Systems. Umweltaspekte werden zwar als wichtig erachtet, spielen im Zweifelsfalle aber eine nachgeordnete Rolle.

Kostenfaktor ist entscheidend
Die Kosten und der Arbeitsaufwand sind zwei entscheidende Aspekte, die die Wahl der Methode beeinflussen. Auch wenn dies abhängig von der Bootsgröße ist, legt hier ein großer Teil der Teilnehmer der Umfrage ein Augenmerk darauf. Eine langfristige Wirksamkeit könnte zu mehr Investitionsbereitschaft führen, da die Arbeit lt. individuell abgegebener Kommentare auch als lästig und körperlich beanspruchend empfunden wird. Das mag auch mit der Altersstruktur der Teilnehmer zusammenhängen: Gut zwei Drittel sind älter als 50 Jahre.

Umweltfreundliche Alternativen gewünscht, aber Skepsis bleibt
Über die Hälfte nutzen den Angaben zufolge bereits biozidfreie Systeme. Es bestehen jedoch z.T. Zweifel an deren Effektivität. Der Aufwand bei der Umstellung des Systems, Unsicherheiten und Informationsdefizite lassen viele Bootseigner im Zweifelsfall zu Antifoulings mit Bioziden greifen, deren Wirksamkeit sie kennen. 
Waschsysteme und Reinigungsanlagen werden wegen der Kosten, umständlicher Handhabung, Zweifeln an dem Ergebnis und technischer Bedenken eher kritisch gesehen, spielen aber aufgrund sehr begrenzter Verfügbarkeit flächendeckend auch keine große Rolle.

Informationsdefizite trotz guter Info-Angebote
Eine wichtige Erkenntnis ist, dass bestehende Informationsangebote zur Wahl eines passenden Antifoulings oder alternativen Methoden, wie z.B. der „Bewuchsatlas“ des Umweltbundesamtes , der Antifouling-Leitfaden des Umweltbundesamtes oder die E-Learning Kurse des BSH, der Mehrzahl der Bootssportler nicht bekannt ist. 

Es besteht daher Bedarf an praxisnaher Beratung und proaktiver Ansprache der Wassersportler.
Auch die Problematik der Verbreitung invasiver Arten ist vielen Teilnehmern der Umfrage zwar bekannt, ein Problembewusstsein ist aber oft nicht vorhanden und konkrete Handlungsimpulse fehlen.

Fazit:
Die Umfrage zeigt: Biofouling ist ein drängendes Thema. Zwar dominieren klassische Methoden, doch besteht immerhin Offenheit für neue Lösungen – wenn diese wirksam, bezahlbar und praktikabel sind. Informationsdefizite bei den Wassersportlern sollten aktiv beseitigt werden.

Der Deutsche Motoryachtverband möchte diesen Dialog weiter aktiv begleiten und zur ökologischen wie praxisorientierten Weiterentwicklung beitragen. Die kommende Konferenz auf Norderney soll dazu Impulse liefern. Eine detaillierte Auswertung der Umfrageergebnisse soll auf der Konferenz diskutiert und im Anschluss veröffentlicht werden.


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