Auf Streifenfahrt mit der "WSP 2"

Verband & Szene
Gerhard Militzer, DMYV-Verbandsjustiziar und Leiter der Führerscheinabteilung des DMYV, ging an Bord eines Streifenbootes auf dem Rhein, um sich ein Bild von der Arbeit der Beamten der Wasserschutzpolizei zu machen.
Die 17,30 Meter lange, 4,32 Meter breite, knapp 15,8 Tonnen schwere WSP 2 ist das modernste Boot der Wasserschutzpolizei in NRW und wurde im Mai 2023 getauft. (Foto: DMYV)
Das Polizei-Streifenboot WSP2 ist mit modernster Technik für die Navigation und die Überwachung des Schiffsverkehrs ausgestattet. (Foto: DMYV)
Streifenfahrt durchs Revier auf dem Rhein zwischen Zons und Krefeld: Die Schicht verbringen die Beamten an Bord. Eine Infrarot- Wärmebildkamera (mittig auf dem Dach des Deckshauses) gehört zur High-Tech-Ausstattung des modernen Bootes. (Foto: DMYV)
Die "schönste Polizeiwache" in NRW

Vermutlich handelt es sich um die schönste Polizeiwache in Nordrhein-Westfalen: Ein zweigeschossiger Rundbau, eingerahmt von gepflegten Bäumchen, an der Spitze einer künstlichen Landzunge mit Blick auf den Düsseldorfer Medienhafen und den Rhein. Dorthin bin ich eingeladen, um mit einem Polizeiboot der Direktion der Wasserschutzpolizei (WSP) des Polizeipräsidiums Duisburg auf eine Streifenfahrt zu gehen.

Ich werde von Kai Harff empfangen, einem jungen Mann mit offenem Wesen. Er zeigt mir die WSP-Wache. 20 Beamtinnen und Beamte sind hier im Schichtdienst stationiert und betreuen die Schifffahrt auf dem Rhein zwischen Zons und Krefeld sowie in den Häfen Neuss, Düsseldorf und Krefeld. Eine Gewahrsamszelle gibt es in der Wache nicht. Mit „Randale“, in der unweit gelegenen Düsseldorfer Altstadt haben die Wasserschutzpolizisten also nichts zu tun. So stellt sich bei mir rasch das Gefühl ein: Hier ist die Welt noch in Ordnung!

Die "WSP2": Ein modernes, leistungsstarkes Streifenboot

Ich begebe mich auf das erst im Frühjahr 2023 in Dienst gestellte Boot „WSP 2“. Das Fahrzeug sieht unspektakulär aus, ist aber leistungsstark. Zwei 450 PS-Antriebsmaschinen können das 17,30 Meter lange Boot schnell auf 45 km/h (ca. 24 kn) beschleunigen. Gebaut wurde es von der Siemer Jachtservice Hunte-Ems GmbH aus Barßel-Reekenfeld, die auf eine langjährige Erfahrung beim Bau von Behördenbooten zurückblicken kann. Die Anschaffungskosten betrugen ca. 1,5 Mio. Euro.

Während ein Kollege die „WSPS 2“ aus dem Hafen steuert, zeigt mir Herr Harff die „Inneneinrichtung“: Das Boot verfügt über eine moderne Kombüse und selbstverständlich über einen Toilettenraum, denn die Wasserschutzpolizisten werden zeitweise durchgehend mehrere Tage an Bord eingesetzt.

Wie ein typischer Arbeitstag eines Polizisten der WSP aussehe, möchte ich wissen. Das hänge sehr vom Revier ab, so Herr Harff. Auf dem Rhein könne die Tätigkeit vielfältig sein, da der Fluss Transportweg für Güter aller Art, aber auch Freizeitrevier für Sportschiffer, Angler oder Badende sei. Sofern kein besonderer Einsatz anliege, liege der Schwerpunkt in aller Regel in der Kontrolle von Verkehrsvorschriften und Verhütung von Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten.

Zu Dienstbeginn wird das Streifenboot klar gemacht. Die Schicht selbst wird auf dem Waser verbracht. Wenn die Leitstelle keine Einsatzaufträge hat, werden Schiffe und Boote, die auf dem Fluss unterwegs sind, kontrolliert oder die Ladetätigkeit in den Häfen überwacht, um zu verhindern, dass Ladungsreste ins Wasser gelangen oder Sicherheitsstandards beim Transport von gefährlichen Gütern missachtet werden. Auch auf die Flussufer wird ein Auge geworfen, um ggf. Angler auf die Einhaltung der Vorschriften hinzuweisen oder Badende zu ermahnen, sich in der starken Strömung nicht selbst in Gefahr zu bringen. Wichtig ist Harff der Hinweis, dass das Baden im Rhein an bestimmten Abschnitten und in den Kanälen generell nicht erlaubt ist und auch nicht geduldet wird.

Zur Wasserschutzpolizei über ein Auswahlverfahren

Ich schließe die Frage an, welche Qualifikation ein Polizist der WSP braucht. Wer in Nordrhein-Westfalen zur Wasserschutzpolizei kommen möchte, so Harff, müsse zunächst die allgemeine Polizeiausbildung absolvieren und danach mindestens vier Jahre im Polizeidienst Erfahrung gesammelt haben. Danach könne man sich für den Dienst bei der Wasserschutzpolizei bewerben. Wenn das Auswahlverfahren erfolgreich absolviert wird, folgt eine dreijährige Ausbildung innerhalb der WSP. Viele Ausbildungsinhalte werden im täglichen Dienst vermittelt, daneben gibt es aber auch diverse zentral organisierte Bausteine mit theoretischem und praktischem Unterricht. Zum Ende der drei Jahre wird eine umfangreiche Prüfung abgelegt und damit auch die Erlaubnis erworben, das Streifenboot eigenverantwortlich zu führen. Anschließend folgt noch eine separate Ausbildung für die Fahrt unter Radar an der WSP-Schule in Hamburg. Wird auch diese Ausbildung erfolgreich absolviert, hat man gewissermaßen die „Grundausbildung“ zum WSP-Beamten abgeschlossen. Darauf aufbauend besteht dann noch die Möglichkeit, sich in verschiedener Hinsicht weiterzubilden und zu spezialisieren, z.B. in Richtung Umweltschutz, Transport von Gefahrgut, oder auch Freizeitschifffahrt.

Respekt und partnerschaftlicher Umgang auf dem Wasser

Inzwischen kommt uns ein Sportboot entgegen, dass – die Welt ist auch auf dem Wasser „ein Dorf“ – auf dem Weg zum Skippertreffen des DMYV in Dausenau ist. Die „WSP 2“ wendet und fährt parallel. Über Funk wird um die Vorlage der Papiere gebeten, die mittels eines Keschers herübergeholt werden. Führerschein und Internationaler Bootsschein, vom DMYV ausgestellt, sind tadellos. Die Papiere werden an den Skipper zurückgegeben. Man kommuniziert freundlich miteinander.

Da in den Medien oft von Respektlosigkeit und sogar Aggressivität gegenüber Polizei und Rettungskräften berichtet wird, frage ich nach entsprechenden Erfahrungen der WSP. Auf dem Wasser, so die Antwort, sei die Arbeit von einem großen Maß an gegenseitigem Respekt und partnerschaftlichem Umgang geprägt. Die Schifffahrt sei sicher ein verbindendes Element, das eine gemeinsame Basis schaffe. Natürlich hängt das aber auch ein Stück weit vom Revier und den Menschen ab, die die Polizei dort antrifft, so die Beamten. „Verfolgungsfahrten wie an Land gibt es nicht?“, so meine Nachfrage. Nein, spektakuläre Einsätze seien die große Ausnahme, wird mir bestätigt. Gelegentlich komme es zwar tatsächlich vor, dass Bootsführer versuchen, sich einer Kontrolle zu entziehen. Hier habe man aber den Vorteil, dass bei Bedarf die Kollegen an Land hinzugerufen werden könnten. Es sei durchaus schon vorgekommen, dass sich Bootsführer am Ufer vor der WSP „sicher fühlten“, nur um dann von einer zur Unterstützung hinzugerufenen Streifenwagenbesatzung kontrolliert zu werden. Herr Harff lächelt.

Wir fahren wieder rheinaufwärts, als die Meldung hereinkommt, dass ein Binnenschiffer zickzack fährt und über Funk nicht ansprechbar ist. Einen Augenblick später braust das Boot mit 42 km/h über den Rhein. Wir werden noch schnell an der Polizeiwache von Bord gelassen, und sofort geht die Fahrt für die Männer der „WSP 2“ in Richtung Einsatzort weiter. (gm)


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