Erstes SAR-Basis-Seminar: Strategien bei der Suche und Rettung

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Juliana Schmidt-Theurer erklärt anhand von Grafiken und Beispielen, wie die systematische Suche auf See abläuft und wie Sportbootfahrer bei der Suche nach Vermissten helfen können. (Foto: Klaus Schlösser)

In Laboe bereitet sich die Crew einer kleinen Segelyacht auf das Auslaufen vor, als ein Funkspruch des Seenotrettungskreuzers „Berlin“ ihre Aktivitäten unterbricht. In der Kieler Förde wird eine Person vermisst und im Wasser vermutet. Die Crew wird aufgefordert, sich an der Suche zu beteiligen. Jens, der das Geschilderte vor einigen Jahren erlebt hat, ist langjähriger Sportboot- und Segellehrer ist Teilnehmer des in Bremen stattfindenden SAR-Basis-Seminars an Bord der „Kapitän Kruse“ in Bremen.

Der Deutsche Motoryachtverband konnte Juliana Schmidt-Theurer für die Leitung dieses Pilotseminars für Ausbilderinnen und Ausbilder und andere qualifizierte Wassersportler gewinnen. Ziel des Kurses ist es, Freizeitschiffern die Grundlagen der Suche und Rettung (SAR = Search and Rescue) zu vermitteln, sowie ihr Wissen zu wichtigen Themen wie Kommunikationsverfahren, persönliche Rettungsmittel und grundlegende Such- und Rettungstechniken zu vertiefen.

Nach ihrer Ausbildung fuhr Juliana Schmidt-Theurer als Offizierin auf der „MS Bremen“ und wechselte 2017 zur Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Bei ihrer Tätigkeit bei „Bremen Rescue“ konnte sie wertvolle Erfahrungen im Umgang mit Menschen in kritischen Situationen in der Nord- und Ostsee sammeln. Später übernahm sie bei der Rettungsleistelle See (MRCC) Aufgaben in der Koordination von SAR-Einsätzen. Vor einem Jahr gründete sie ihre Firma visiomare und bietet nun neben Lehrgängen für Experten und Wassersportler auch Seminare und Simulationen für die SAR-Branche an.

Während der Suchaktion sollte sich Skipper Jens mit seiner Crew bei einer Geschwindigkeit von „nur“ sieben Knoten beteiligen. Erst nach einer ungläubigen Rückmeldung des Skippers an den Seenotrettungskreuzer wurde die Fahrt auf 5 Knoten reduziert. Juliana Schmidt-Theurer greift dieses Thema auf, erklärt das Problem von Missverständnissen und erläutert die „Closed-Loop“-Kommunikation. Dabei gibt eine Person A (Sender) eine Anweisung, und eine Person B (Empfänger) wiederholt diese wörtlich. Person A bestätigt das Wiederholte mit „Ja“ oder „Nein“.

Anhand einiger Fallbeispiele aus ihrem Alltag verdeutlicht sie, dass im Stress niemand vor Fehlern gefeit ist, die auf mangelnde Kommunikation zurückzuführen sind.

Skipper Jens wird vom On-Scene-Coordinator des Seenotrettungskreuzers „Berlin“ aufgefordert, sich an der Fahrt nach Suchmuster zu beteiligen. Der On-Scene-Coordinator (OSC) im Seenotrettungswesen ist das Fahrzeug, das die Einsatzleitung vor Ort innehat und somit Augen und Ohren für das Maritime Rescue Coordination Center (MRCC) an Land ist. „Glücklicherweise haben wir exakte Anweisungen erhalten, was wir tun müssen“, erklärt er.

Die 17 Teilnehmenden des SAR-Seminars lernen, welche Suchmuster gefahren werden können, wenn die Person oder das gesuchte Objekt weniger als eine Stunde vermisst wird, und welche Suchmuster ab einer Stunde Anwendung finden. Auch die Rolle der Abdrift, die besten Suchmuster für Alleinstehende und die Koordination und Unterstützung seitens des MRCC werden besprochen. Für die Teilnehmer verwandeln sich die Suchmuster von abstrakten Skizzen zu konkreten, verständlichen Handlungsdiagrammen, die nun im Ernstfall angewendet werden können.

Das Fazit zum SAR-Basis-Seminar fiel durchweg positiv aus. Das erklärte Ziel von Juliana Schmidt-Theurer, eine maritime Reise sicherer zu machen, wurde definitiv erreicht.

www.visiomare.com

Weitere Termine: 3. Februar 2024: Workshop Search and Rescue in Köln https://www.dmyv.de/termine/detailansicht/workshop-search-and-rescue-in-koeln

Wir danken Herrn Klaus Schlösser von der Ausbildungsstätte www.bootsausbildung.com für den Erfahrungsbericht.


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