illegaler Führerscheinkauf im Internet

Betrügerische Webseiten, die Führerscheine ohne Prüfung „verkaufen“ möchten, sind nicht nur Abzocke, sondern begehen auch Urkundenfälschung.

Betrug im Internet – Weshalb vom Online-Führerscheinkauf abzuraten ist

Internetbetrug gehört zu den chronischen Begleiterscheinungen der modernen Kommunikationswelt. Auch die Freizeitschifffahrt bleibt davon nicht verschont. So kursieren im Internet verschiedene „Angebote“ Sportbootführerscheine zu kaufen. Eine der betrügerischen Webseiten ist „fuehrerscheinfabrik.com“. Dort kann man angeblich neben Kfz-Führerscheinen auch „einfach und unbürokratisch“ Sportbootführerscheine kaufen - ohne Prüfung! Ein genauer Blick auf die Webseite verrät jedoch schnell, weshalb man von solchen Angeboten grundsätzlich die Finger lassen sollte.

Der Kauf des Sportbootführerscheins für Binnenschifffahrtsstraßen wird auf dieser Webseite für 450,00 Euro angepriesen, der Kauf des Scheins für Seeschifffahrtsstraßen für 550,00 Euro. Selbstverständlich gegen Vorauszahlung! Ist der eingeforderte Betrag überwiesen, hört man nie wieder etwas von der „fuehrerscheinfabrik“. Selbstverständlich bekommt man auch keinen Sportbootführerschein. Eine banale Betrugsmasche, auf die leider immer wieder Mitbürger hereinfallen.

Unsinnige und falsche Informationen sollen Kunden locken

Wer sich im Führerscheinwesen der Sportschifffahrt auskennt, wird beim ersten Durchlesen der Webseite sehr schnell über vollkommen falsche Behauptungen stolpern. Die Aussagen auf der Webseite „fuehrerscheinfabrik“ enthalten typische Formulierungen, die Seriosität suggerieren wollen, tatsächlich aber ohne Sinn und Verstand sind. So heißt es dort unter anderem:

„In Deutschland ist im Normalfall eine Vorbereitung auf die Prüfung in einer Yacht- oder Segelschule obligatorisch, da Sie Ihre Bootslizenz aber aus dem europäischen Ausland erwerben entfällt dies, es ist keine Anreise und auch keine Prüfung nötig!“ Für dieses vermeintlich trickreiche Manöver sei laut Webseitenbetreiber der EU-Staat Irland die passende Wahl: „Da in Irland zwar keine Pflicht zum Binnen respektive See Sportbootsführerschein besteht, dieser sehr wohl aber absolviert werden kann entsteht eine Gesetzeslücke, die wir ausnutzen. So kommen Sie zu einem völlig legalen Bootsführerschein, ohne eine Prüfung absolvieren zu müssen. Der Führerschein wird anschließend von uns in einen deutschen Bootsführerschein umgeschrieben. Der SBF ist weltweit anerkannt, hier müssen Sie sich weder um Kontrollen der Wasserschutzpolizei noch Sorgen um Ihren Versicherungsschutz machen!“

Soweit die Aussagen von „fuehrerscheinfabrik.com“. Richtig ist: Für den Erwerb des Sportbootführerscheins ist der Nachweis von absolvierten Fahrstunden nicht vorgeschrieben. Der erforderliche Befähigungsnachweis zum Führen eines Freizeitbootes wird aber regelmäßig über eine Fahrschule bzw. in einem Verein mit Ausbildungsangebot erlangt und mündet in einer staatlichen Prüfung.

Weshalb laut „fuehrerscheinfabrik.com“ der irische Sportbootführerschein „absolviert werden kann […] ohne eine Prüfung absolvieren zu müssen“, ist ebenfalls nicht nachvollziehbar. Und auch die Behauptung, der Webseitenbetreiber könne den irischen Führerschein in einen deutschen Sportbootführerschein umschreiben, ist ein Schwindel. Schließlich sind in Deutschland ausschließlich zwei Stellen vom zuständigen Bundesministerium für Digitales und Verkehr mit der Umschreibung in Sportbootführerscheine beauftragt worden: Der Deutsche Motoryachtverband (DMYV) in Duisburg und der Deutsche Segler-Verband (DSV) in Hamburg.

Eine Umschreibung irischer bzw. ausländischer Führerscheine in deutsche Sportbootführerscheine ist, anders als „fuehrerscheinfabrik.com“ behauptet, nicht möglich. Wer also außer DMYV und DSV einen Sportbootführerschein erstellt, begeht eine Urkundenfälschung, die mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bestraft wird.

Unzutreffend ist auch, dass der deutsche Sportbootführerschein als weltweite Fahrerlaubnis anerkannt wird. Vielmehr bekommt derjenige, der den Sportbootführerschein legal erwirbt, gleichzeitig das so genannte Internationale Zertifikat nach der Resolution Nr. 40 ECE. In allen Staaten, die die Resolution anwenden, ist der Inhaber zum Führen eines Sportbootes berechtigt. Zurzeit sind dies 28 Staaten. Fazit: Die Informationen auf „fuehrerscheinfabrik.com“ sind offensichtlich unlogisch, widersprüchlich und rechtlich unzutreffend und bezwecken allein, Interessenten anzulocken und ohne Gegenleistung „abzuzocken“.

Fehlende Kontaktangaben als deutlicher Hinweis

Wer nicht auf Internetbetrug hereinfallen will, der braucht nur auf wenige Punkte zu achten. Gem. § 5 Abs. 1 Telemediengesetz haben „Diensteanbieter für geschäftsmäßige, in der Regel gegen Entgelt angebotene Telemedien“ auf ihrer Homepage zahlreiche Angaben über sich zu veröffentlichen. Dazu gehören nicht nur der Name und die Anschrift, sondern mindestens zwei elektronische Kontaktwege „einschließlich der Adresse der elektronischen Post“ und weitere Angaben, die in der Regel im Impressum einer Webseite zu finden sind. Seriöse Diensteanbieter werden diese Angaben immer veröffentlichen.
Nicht so „fuehrerscheinfabrik.com“ oder vergleichbare Anbieter. Hier fehlen die Angaben. Recherchiert man z.B. über Google Maps die im „Impressum“ von „fuehrerscheinfabrik.com“ angegebene Anschrift „Hauptstraße 37, 46483 Wesel“, so wird man umgehend feststellen, dass es diese Anschrift nicht gibt.

Fehlende Datenschutzerklärung ein weiteres Warnsignal

Bei Internetangeboten lohnt sich auch stets ein Blick in die Datenschutzerklärung. Wer personenbezogene Daten (Name, Geburtsdatum usw.) verarbeitet, hat umfangreiche Informationspflichten gegenüber dem Betroffenen, insbesondere darüber, wer der Verantwortliche ist und wie der Betroffene diesen erreichen kann. Klickt man bei „fuehrerscheinfabrik.com“ auf die vermeintliche Datenschutzerklärung, so findet man – nichts! Offenbar soll allein die Angabe „Datenschutzerklärung“ eine Seriosität vortäuschen, die tatsächlich nicht vorhanden ist.

Fälschungssicherer Sportbootführerschein von DMYV und DSV

DMYV und DSV lassen den Sportbootführerschein seit 2017 in Form eines fälschungssicheren Kunststoffausweises in Scheckkartengröße von der Bundesdruckerei herstellen. Wer bei den beiden Verbänden ein anderes Befähigungszeugnis in einen Sportbootführerschein umschreiben lassen möchte, bekommt ebenfalls den fälschungssicheren Kunststoffausweis. Die älteren papierenen Sportbootführerscheine sind weiterhin gültig. Allerdings haben viele Inhaber diese bereits umtauschen lassen, so dass immer weniger Führerscheine in Papierform in Umlauf sind. Entsprechend aufmerksam prüft die Wasserschutzpolizei solche Dokumente. Schließlich ist nicht nur die Herstellung gefälschter Sportbootführerscheine, sondern auch der Gebrauch strafbar.

Warum überhaupt der Sportbootführerschein?

Die Vorschrift, dass Sportboote ab 11,03 kw Motorleistung (Rhein: 3,68 kw) nur mit gültigem Sportbootführerschein auf Schifffahrtstraßen zu führen sind, dient der Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffsverkehrs. Der Gütertransport, die Fahrgast- und Sportbootschifffahrt in all ihren Erscheinungsformen teilen sich denselben Verkehrsraum und haben in der Vergangenheit stark zugenommen. Die auf ein Schiff einwirkenden hydrodynamischen Kräfte werden von Fahranfängern nicht selten unterschätzt. Entsprechend haben sich die Risiken von Unfällen erhöht.

Der Besuch einer Fahrschule oder intensives autodidaktisches Lernen und die erfolgreiche Absolvierung einer Prüfung sind daher unverzichtbar, um die Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffsverkehrs zu gewährleisten. Der DMYV empfiehlt allerdings nachdrücklich, für die Ausbildung eine Fahrschule in Anspruch zu nehmen. Dies gilt sowohl für die theoretische als auch für die praktische Ausbildung.

Der Deutsche Motoryachtverband hat eine Reihe von Fahrschulen zertifiziert, die eine hochwertige Ausbildung anbieten und den Prüfungsanforderungen genügen (Fahrschulen in Ihrer Nähe kann Ihnen die Geschäftsstelle des DMYV nennen). Die Prüfungsausschüsse des DMYV im gesamten Bundesgebiet (hier auf der Webseite im Bereich „Führerschein/Funk“ zu finden) sind mit hochqualifizierten Prüferinnen und Prüfern besetzt, die auf Augenhöhe, fair und den Führerscheinbewerbern zugewandt prüfen. Darauf legt der DMYV besonderen Wert. Niemand braucht hier Prüfungsangst zu haben! Es gibt mithin keinen Grund, illegal falsche Sportbootführerscheine zu kaufen und sich so dem Risiko der Online-Abzocke oder der Urkundenfälschung auszusetzen.

Text: Gerhard Militzer
Verbandsjustiziar und Leiter der Führerscheinabteilung des DMYV